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Jahrespressekonferenz 2022
RUHE VOR DEM STURM? – WOHNUNGSWIRTSCHAFT WARNT VOR MASSIVEM EINBRUCH BEI DEN INVESTITIONEN UND FORDERT DRINGEND MEHR VERLÄSSLICHKEIT VON DER POLITIK – DOWNLOAD GRAFIKEN
Jahresstatistik zur Jahrespressekonferenz 2022
Das ist die Jahresstatistik für das Jahr 2021
Daten und Fakten vdw Sachsen 2020
Die Jahresstatistik des vdw Sachsen für das Jahr 2020 hier herunterladen
Bezahlbares Wohnen garantieren und ländlichen Raum stützen
Chancen für den ländlichen Raum
SÄCHSISCHER WOHNUNGSVERBAND FORDERT STÄRKERES BEKENNTNIS ZUM LÄNDLICHEN RAUM
Der vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e. V. fordert von der Bundes- wie auch von der Landesregierung ein stärkeres Bekenntnis zum ländlichen Raum. Das unterstrich Verbandsdirektor Rainer Seifert bei seinem aktuellen Besuch bei den Mitgliedsunternehmen des vdw Sachsen in Olbernhau und in Schneeberg. Begleitet und unterstützt wurde er dabei vom Präsidenten des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. GdW, Axel Gedaschko.
Der Wohnungsgipfel im Herbst in Berlin, an dem auch Sachsen beteiligt war, hat durchaus gute Ansätze gebracht, erläutert Rainer Seifert. So wurde in Aussicht gestellt, dass die geplanten 790 Millionen Euro Städtebaufördermittel des Bundes ungefähr zu gleichen Teilen in die Großstädte aber auch in die Kleinstädte und den ländlichen Raum investiert werden, etwa um eine gute Nahversorgung und gute städtische Qualitäten zu schaffen. Zudem soll das Baurecht zwischen den Bundesländern harmonisiert und vereinfacht werden, Erleichterungen im Vergaberecht wurden angekündigt und das bezahlbare Wohnen und Bauen soll künftig generell ein gleichwertiges Ziel zu Energieeffizienz und Klimaschutz sein. „Das sind Ansätze, die allen in der Branche helfen und nur zu begrüßen sind“, erklärt Rainer Seifert. Viele weitere Maßnahmen zielten aber insbesondere auf die Metropolen ab. „Was mir als Signal vom Wohnungsgipfel fehlt, ist ein ebenso klares Bekenntnis zum ländlichen Raum. Eine gleichwertige Behandlung von Metropolen und ländlichen Regionen ist nicht erkennbar.“
Doch gerade auch außerhalb der Metropolen ist nach Ansicht des vdw Sachsen Hilfe nötig. „Wir haben das Glück bzw. die Chance, dass die Menschen weniger wechselhaft sind als die Politik“, berichtet Rainer Seifert. Das beweist auch eine repräsentative Umfrage* in Sachsen, die der Verband in diesem Jahr beauftragt hat.
„Die Menschen kehren – insbesondere auf dem Land und in kleineren Städten – ihrem Zuhause nicht aus bloßen Launen heraus den Rücken, sondern nur, wenn sie die gewünschten Bedingungen, eine funktionierende Infrastruktur und eine schöne bezahlbare Wohnung, nicht mehr vorfinden oder keine Perspektive darauf sehen.“ Im Vergleich zu den Metropolen sind die Wohnungen auf dem Land günstig. Hier sind wir im Gegenteil schon in Dimensionen, wo die Mieten kaum noch wirtschaftlich sind bzw. die notwendigen Sanierungen, Erneuerungen oder Verschönerungen nicht mehr tragen. Dieser Kreislauf ist fatal, die pausenlos sprunghaft steigenden Baupreise inklusive immer knapper werdender Handwerker und anderer Fachkräfte tragen mit dazu bei.
„Insofern zollen wir dem Engagement der Verantwortlichen vor Ort, das wir hier beispielhaft in Olbernhau und in Schneeberg sehen, höchsten Respekt“, erklärt Verbandsdirektor Rainer Seifert. Diese kommunalen Wohnungsunternehmen sind ein entscheidender Faktor, um das Leben vor Ort attraktiv zu gestalten – und zwar auch außerhalb der Wohnung. Die Politik und die Förderung dürfen sich daher nicht nur auf Neubau konzentrieren. Es geht um soziale Gerechtigkeit und politische Stabilität. Eine zu starke Förderung der großen Städte zieht noch mehr Leute aus dem ländlichen Raum ab und verschärft im Umkehrschluss die Situation in den kleineren Städten und auf dem Land. Die vorhandenen Wohnungen sind das Thema auf dem Land und dazu die passenden Rahmenbedingungen im Umfeld, sei es bei den Arbeitsplätzen, beim Verkehr, der Kommunikation, der sozialen und ärztlichen Versorgung oder der Gastronomie und dem Einzelhandel.
* Umfrage der Civey GmbH im Auftrag des vdw Sachsen, Stand 23. Mai, 1824 Teilnehmer
Rekordinvestitionen und Leerstandsstabilisierung
Die organisierte Wohnungswirtschaft sorgt weiterhin für bezahlbares, attraktives Wohnen und unterstreicht seine Bedeutung als ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor im Freistaat – das beweist die heute in Dresden vorgestellte Jahresstatistik zum 31.12.2017 des vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e. V.
So betrug 2017 die durchschnittliche Nettokaltmiete/Nutzungsgebühr aller im vdw Sachsen organisierten Unternehmen 5,04 Euro je Quadratmeter Wohnfläche und lag damit lediglich um 16 Cent bzw. rund 3,3 Prozent über dem Wert des Vorjahres (2016: 4,88 Euro/m²). „Wir haben damit im Durchschnitt nach wie vor vergleichsweise günstige Mieten und einen absolut moderaten Anstieg im Freistaat“, erläutert Rainer Seifert, Verbandsdirektor des vdw Sachsen.
Diese Aussage trifft auch auf die Metropolen Sachsens (Dresden, Leipzig, Chemnitz) zu, in denen die Verbandsunternehmen mit durchschnittlich 5,40 Euro/m² (2016: 5,17 Euro/m²) ebenfalls bezahlbare Mieten bieten. Rainer Seifert weist zusätzlich darauf hin, dass dieser Durchschnittswert auch Modernisierung, Neubau und Neuvermietungen innerhalb des Wohnungsbestandes beinhaltet. Diese Faktoren wirken eher mieterhöhend. Der Verband begrüßt im Zusammenhang mit dieser Entwicklung grundsätzlich das Förderprogramm des Freistaats für den Bau von bezahlbaren Wohnungen und die Entscheidung der Stadt Dresden, eine neue kommunalen Wohnungsgesellschaft zu gründen. Wenn die Verantwortlichen mit Augenmaß handeln, gibt es hier Einflussmöglichkeiten die letztlich den Menschen ohne großes Einkommen zugutekämen. Außerhalb dieser Metropolen sind die Mieten mit 4,70 Euro/m² gegenüber 4,64 Euro/m² im Vorjahr sogar nahezu gleichgeblieben.
Dass die Mietkosten in Sachsen überwiegend erschwinglich sind, zeigt auch eine Umfrage (Details siehe Anlage), die der vdw Sachsen mit dem renommierten Meinungsforschungsinstitut „Civey“ bundesweit durchgeführt und für Sachsen ausgewertet hat. Demnach geben die Hälfte aller Mieter in Sachsen maximal 35 Prozent ihres monatlichen Haushaltsnettoeinkommens für die Warmmiete aus (knapp 20 Prozent sogar weniger als 25 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens und etwa 30 Prozent zwischen 25 und 35 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens). Etwa 22 Prozent der Mieter in Sachsen geben zwischen 35 und 45 Prozent und ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Warmmiete aus. Knapp 13 Prozent der zur Miete wohnenden Sachsen geben mehr als 45 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für ihre Warmmiete aus.
Die Bedeutung der Mitglieder des vdw Sachsen für die sächsische Wirtschaft wird auch durch ihre Investitionen in Neubau, Instandhaltung und Modernisierung klar ersichtlich. Über 365 Millionen Euro wurden 2017 für diese wichtigen Maßnahmen insgesamt ausgegeben. „Davon profitierten nicht nur die Mieter und die Kommunen, sondern auch die meist in Sachsen beheimateten Auftragnehmer“, erläutert Rainer Seifert. In 2018 planen die Unternehmen des Verbandes mit knapp 467 Millionen Euro (über 100 Millionen Euro und knapp 28 Prozent mehr als in 2017) sogar noch höhere Investitionen. „So viel haben unsere Unternehmen seit fast 20 Jahren nicht investiert.“ Die Dimensionen nähern sich damit denen der Zeit der großen Sanierungsprojekte nach der Wiedervereinigung und somit einem historischen Niveau. „Die Steigerung ist in allen drei Bereichen, also Neubau, Instandhaltung und Modernisierung – und – sowohl in den Metropolen als auch in den eher ländlichen Regionen deutlich“, stellt der Verbandsdirektor heraus.
Eine positive Botschaft gibt es auch bei der Entwicklung des Leerstands zu verkünden. Dieser ist mit einer Quote von 9,9 Prozent auf demselben Niveau geblieben, wie im Jahr zuvor. Insgesamt standen bei den berichtenden Mitgliedsunternehmen Ende 2017 wie auch 2016 etwas über 29.000 Wohnungen leer. In den Metropolen sank der Leerstand von 4,9 (2016) auf 4,4 Prozent (2017). Doch auch auf dem Land gab es nur einen marginalen Anstieg von 13,6 Prozent (2016) auf 14,0 Prozent (2017). „Die im vorigen Jahr noch befürchtete neue Leerstandswelle auf dem Land ist damit ausgeblieben“, resümiert Rainer Seifert.
Damit das so bleibt, sind weitere Anstrengungen in die richtige Richtung notwendig: „Es hat sich gezeigt, dass Neubau und ansprechende Sanierungen auch in den ländlichen Regionen den Effekt haben, Bestandsmieter zu halten und neue dazuzugewinnen.“ Diesen Weg hatte der vdw Sachsen schon im Vorjahr angeregt. Nun zeigt sich, dass diese Bemühungen fruchten. Weitere Schritte müssen nun folgen. So begrüßt der Verband zum Beispiel von der Idee her das aktuelle Förderprogramm des Freistaats für den seniorengerechten Umbau. Allerdings muss dieses dringend angepasst werden, damit es auch greift. „Es ist sicher gut gemeint und mit einer ordentlichen Summe ausgestattet“, erklärt Rainer Seifert. Doch die meisten Gebäude der Mitgliedsunternehmen, das seien nun einmal Bauten aus der DDR-Zeit, seien nur mit hohem Aufwand für diesen Zuschuss geeignet. „Da droht etwas zu verpuffen, was doch dringend gebraucht wird.“ Es wäre manchmal besser, sich von Maximallösungen zu verabschieden und stattdessen auf kleinere Schritte zu setzen. „Vor ‚barrierefrei‘ gibt es immer noch ‚barrierearm‘ – auch davon würden schon vielen Menschen – Wähler – profitieren.“
Darüber hinaus gilt es weiterhin, durch aktive Begleitung von Zuwanderung, dem demographisch geschuldeten Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken. Auch hier geht der vdw Sachsen mit seiner seit fast zwei Jahren existierenden „Leitstelle Zuwanderung“ voran. Für sächsische kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gibt es so eine zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um Zuwanderung und Integration. Die Leitstelle Zuwanderung des vdw Sachsen hilft mit ihren beiden extra dafür beim Verband angestellten Mitarbeitern kostenfrei bei der nachhaltigen Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund. Die Leitstelle Zuwanderung ist ein Projekt des vdw Sachsen im IQ Netzwerk Sachsen und damit Teil des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“.
Rückbau in Größenordnungen der Nachwendezeit, wo ganze Wohngebiete und Blockzeilen obsolet wurden, ist nicht mehr vorgesehen. Das bedeutet aber nicht, dass Abrisse und vor allem Teilabrisse in ausgewählten Bereichen und Objekten nicht trotzdem noch sinnvoll sind und von den Unternehmen vorgenommen werden. Auch dafür muss es nach Ansicht des vdw Sachsen eine Förderung geben. Hintergrund ist, dass ein Teilabriss, aus der Einzelansicht des individuellen Unternehmens, nicht unbedingt wirtschaftlich ist. Die oberste und kaum noch vermietbare Etage eines Fünfgeschossers ohne Aufzug etwa einfach leer stehen zu lassen, als sie abzunehmen, kostet das Unternehmen weniger, zum Beispiel weil keine Medien verlegt/abgeklemmt werden müssen. Aber für das Stadtbild ist es besser, mehrheitlich bewohnte Gebäude zu haben als ganze leerstehende Hausabschnitte. Und auch, um Platz für den heutigen Anforderungen und Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechenden Wohnraum zu schaffen, kann ein Rückbau oder tief in das Gebäude greifenden Umbau zweckmäßig sein.
Einsatz für den Bau bezahlbarer Wohnungen in Sachsen darf nicht scheitern
EINSATZ FÜR DEN BAU BEZAHLBARER WOHNUNGEN IN SACHSEN DARF NICHT SCHEITERN
Sächsische Wohnungsunternehmen und vdw Sachsen gründen Plattform
Sachsen braucht dringend den Bau bezahlbarer Wohnungen, das weiß auch die Landesregierung. „Doch das seit knapp einem Jahr dazu existierende Förderprogramm ist momentan nicht praktikabel“, erklärt Rainer Seifert, Direktor des vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. „Nach unserer Kenntnis wurde bisher nicht eine einzige Wohnung mithilfe dieser Förderrichtlinie begonnen zu bauen, geschweige denn fertiggestellt.“ Bereits Ende 2019 müssten jedoch alle damit finanzierten Projekte sogar schlussabgerechnet sein. „Wer die Baubranche nur ein bisschen kennt, weiß, dass diese Vorgabe nicht umsetzbar und somit ein absolutes Ausschlusskriterium ist“, erläutert Rainer Seifert. Weitere Hemmnisse sind die Art der Mittelverteilung und -umsetzung, die bürokratischen Eintrittsvoraussetzungen, die kurze Dauer der Belegungsbindung, die alleinige Konzentration auf Dresden und Leipzig, die damit verbundene Gefahr der Segregation (Ghettoisierung) und die fehlenden Aussagen zur Behandlung der Mittel hinsichtlich EU-Beihilferecht und Umsatzsteuer. „Wenn hier nicht sehr schnell nachjustiert wird, dann ist das Förderprogramm in Sachsen komplett gescheitert“, mahnt Verbandsdirektor Rainer Seifert und bietet gleichzeitig konstruktive Hilfe an. „Wir haben zusammen mit unseren Mitgliedsunternehmen eine Plattform für den Bau bezahlbarer Wohnungen gegründet.“ Initiatoren sind neben dem vdw Sachsen die großen städtischen Wohnungsunternehmen LWB – Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH, GGG – Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. Chemnitz und die neu gegründete WiD Wohnen in Dresden GmbH & Co. KG. „Ziel der Plattform ist es, den dringend benötigen und auch von der Landesregierung gewünschten Bau von bezahlbaren Wohnungen in Sachsen voranzubringen“, berichtet Rainer Seifert. Profitieren von den neuen Wohnungen müssen auch diejenigen Menschen, die zwar keine Transferleistungen erhalten, aber weniger als der Durchschnitt verdienen. „Wir als Verband und unsere vor allem kommunalen Mitgliedsunternehmen können dabei für die praktische Umsetzung einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung leisten.“ Ausdrücklich zur Beteiligung an der Plattform eingeladen sind daher auch die Akteure aus den entscheidenden Landesministerien, den betroffenen Kommunen und dem Förderinstitut. Die Plattform soll noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen.
Pressemitteilung als PDF:
PM_vdwSachsen_Bau_Bezahlbarer_Wohnungen
So kann Sachsen wieder wachsen
So kann Sachsen wieder wachsen
Eine aktuelle Umfrage zeigt großes Potenzial für den Freistaat auf. Um das zu nutzen und die Kluft zwischen Stadt und Land nicht noch weiter zu verstärken, sind die richtigen Weichenstellungen nötig.
Zur Pressemitteilung:
PM_vdwSachsen_170912
Weitere Forderungen und Positionen:
Positionspapier Ausbildungsduldung mit vdw