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Bezahlbares Wohnen garantieren und ländlichen Raum stützen
Chancen für den ländlichen Raum
SÄCHSISCHER WOHNUNGSVERBAND FORDERT STÄRKERES BEKENNTNIS ZUM LÄNDLICHEN RAUM
Der vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e. V. fordert von der Bundes- wie auch von der Landesregierung ein stärkeres Bekenntnis zum ländlichen Raum. Das unterstrich Verbandsdirektor Rainer Seifert bei seinem aktuellen Besuch bei den Mitgliedsunternehmen des vdw Sachsen in Olbernhau und in Schneeberg. Begleitet und unterstützt wurde er dabei vom Präsidenten des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. GdW, Axel Gedaschko.
Der Wohnungsgipfel im Herbst in Berlin, an dem auch Sachsen beteiligt war, hat durchaus gute Ansätze gebracht, erläutert Rainer Seifert. So wurde in Aussicht gestellt, dass die geplanten 790 Millionen Euro Städtebaufördermittel des Bundes ungefähr zu gleichen Teilen in die Großstädte aber auch in die Kleinstädte und den ländlichen Raum investiert werden, etwa um eine gute Nahversorgung und gute städtische Qualitäten zu schaffen. Zudem soll das Baurecht zwischen den Bundesländern harmonisiert und vereinfacht werden, Erleichterungen im Vergaberecht wurden angekündigt und das bezahlbare Wohnen und Bauen soll künftig generell ein gleichwertiges Ziel zu Energieeffizienz und Klimaschutz sein. „Das sind Ansätze, die allen in der Branche helfen und nur zu begrüßen sind“, erklärt Rainer Seifert. Viele weitere Maßnahmen zielten aber insbesondere auf die Metropolen ab. „Was mir als Signal vom Wohnungsgipfel fehlt, ist ein ebenso klares Bekenntnis zum ländlichen Raum. Eine gleichwertige Behandlung von Metropolen und ländlichen Regionen ist nicht erkennbar.“
Doch gerade auch außerhalb der Metropolen ist nach Ansicht des vdw Sachsen Hilfe nötig. „Wir haben das Glück bzw. die Chance, dass die Menschen weniger wechselhaft sind als die Politik“, berichtet Rainer Seifert. Das beweist auch eine repräsentative Umfrage* in Sachsen, die der Verband in diesem Jahr beauftragt hat.
„Die Menschen kehren – insbesondere auf dem Land und in kleineren Städten – ihrem Zuhause nicht aus bloßen Launen heraus den Rücken, sondern nur, wenn sie die gewünschten Bedingungen, eine funktionierende Infrastruktur und eine schöne bezahlbare Wohnung, nicht mehr vorfinden oder keine Perspektive darauf sehen.“ Im Vergleich zu den Metropolen sind die Wohnungen auf dem Land günstig. Hier sind wir im Gegenteil schon in Dimensionen, wo die Mieten kaum noch wirtschaftlich sind bzw. die notwendigen Sanierungen, Erneuerungen oder Verschönerungen nicht mehr tragen. Dieser Kreislauf ist fatal, die pausenlos sprunghaft steigenden Baupreise inklusive immer knapper werdender Handwerker und anderer Fachkräfte tragen mit dazu bei.
„Insofern zollen wir dem Engagement der Verantwortlichen vor Ort, das wir hier beispielhaft in Olbernhau und in Schneeberg sehen, höchsten Respekt“, erklärt Verbandsdirektor Rainer Seifert. Diese kommunalen Wohnungsunternehmen sind ein entscheidender Faktor, um das Leben vor Ort attraktiv zu gestalten – und zwar auch außerhalb der Wohnung. Die Politik und die Förderung dürfen sich daher nicht nur auf Neubau konzentrieren. Es geht um soziale Gerechtigkeit und politische Stabilität. Eine zu starke Förderung der großen Städte zieht noch mehr Leute aus dem ländlichen Raum ab und verschärft im Umkehrschluss die Situation in den kleineren Städten und auf dem Land. Die vorhandenen Wohnungen sind das Thema auf dem Land und dazu die passenden Rahmenbedingungen im Umfeld, sei es bei den Arbeitsplätzen, beim Verkehr, der Kommunikation, der sozialen und ärztlichen Versorgung oder der Gastronomie und dem Einzelhandel.
* Umfrage der Civey GmbH im Auftrag des vdw Sachsen, Stand 23. Mai, 1824 Teilnehmer
Rekordinvestitionen und Leerstandsstabilisierung
Die organisierte Wohnungswirtschaft sorgt weiterhin für bezahlbares, attraktives Wohnen und unterstreicht seine Bedeutung als ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor im Freistaat – das beweist die heute in Dresden vorgestellte Jahresstatistik zum 31.12.2017 des vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e. V.
So betrug 2017 die durchschnittliche Nettokaltmiete/Nutzungsgebühr aller im vdw Sachsen organisierten Unternehmen 5,04 Euro je Quadratmeter Wohnfläche und lag damit lediglich um 16 Cent bzw. rund 3,3 Prozent über dem Wert des Vorjahres (2016: 4,88 Euro/m²). „Wir haben damit im Durchschnitt nach wie vor vergleichsweise günstige Mieten und einen absolut moderaten Anstieg im Freistaat“, erläutert Rainer Seifert, Verbandsdirektor des vdw Sachsen.
Diese Aussage trifft auch auf die Metropolen Sachsens (Dresden, Leipzig, Chemnitz) zu, in denen die Verbandsunternehmen mit durchschnittlich 5,40 Euro/m² (2016: 5,17 Euro/m²) ebenfalls bezahlbare Mieten bieten. Rainer Seifert weist zusätzlich darauf hin, dass dieser Durchschnittswert auch Modernisierung, Neubau und Neuvermietungen innerhalb des Wohnungsbestandes beinhaltet. Diese Faktoren wirken eher mieterhöhend. Der Verband begrüßt im Zusammenhang mit dieser Entwicklung grundsätzlich das Förderprogramm des Freistaats für den Bau von bezahlbaren Wohnungen und die Entscheidung der Stadt Dresden, eine neue kommunalen Wohnungsgesellschaft zu gründen. Wenn die Verantwortlichen mit Augenmaß handeln, gibt es hier Einflussmöglichkeiten die letztlich den Menschen ohne großes Einkommen zugutekämen. Außerhalb dieser Metropolen sind die Mieten mit 4,70 Euro/m² gegenüber 4,64 Euro/m² im Vorjahr sogar nahezu gleichgeblieben.
Dass die Mietkosten in Sachsen überwiegend erschwinglich sind, zeigt auch eine Umfrage (Details siehe Anlage), die der vdw Sachsen mit dem renommierten Meinungsforschungsinstitut „Civey“ bundesweit durchgeführt und für Sachsen ausgewertet hat. Demnach geben die Hälfte aller Mieter in Sachsen maximal 35 Prozent ihres monatlichen Haushaltsnettoeinkommens für die Warmmiete aus (knapp 20 Prozent sogar weniger als 25 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens und etwa 30 Prozent zwischen 25 und 35 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens). Etwa 22 Prozent der Mieter in Sachsen geben zwischen 35 und 45 Prozent und ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Warmmiete aus. Knapp 13 Prozent der zur Miete wohnenden Sachsen geben mehr als 45 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für ihre Warmmiete aus.
Die Bedeutung der Mitglieder des vdw Sachsen für die sächsische Wirtschaft wird auch durch ihre Investitionen in Neubau, Instandhaltung und Modernisierung klar ersichtlich. Über 365 Millionen Euro wurden 2017 für diese wichtigen Maßnahmen insgesamt ausgegeben. „Davon profitierten nicht nur die Mieter und die Kommunen, sondern auch die meist in Sachsen beheimateten Auftragnehmer“, erläutert Rainer Seifert. In 2018 planen die Unternehmen des Verbandes mit knapp 467 Millionen Euro (über 100 Millionen Euro und knapp 28 Prozent mehr als in 2017) sogar noch höhere Investitionen. „So viel haben unsere Unternehmen seit fast 20 Jahren nicht investiert.“ Die Dimensionen nähern sich damit denen der Zeit der großen Sanierungsprojekte nach der Wiedervereinigung und somit einem historischen Niveau. „Die Steigerung ist in allen drei Bereichen, also Neubau, Instandhaltung und Modernisierung – und – sowohl in den Metropolen als auch in den eher ländlichen Regionen deutlich“, stellt der Verbandsdirektor heraus.
Eine positive Botschaft gibt es auch bei der Entwicklung des Leerstands zu verkünden. Dieser ist mit einer Quote von 9,9 Prozent auf demselben Niveau geblieben, wie im Jahr zuvor. Insgesamt standen bei den berichtenden Mitgliedsunternehmen Ende 2017 wie auch 2016 etwas über 29.000 Wohnungen leer. In den Metropolen sank der Leerstand von 4,9 (2016) auf 4,4 Prozent (2017). Doch auch auf dem Land gab es nur einen marginalen Anstieg von 13,6 Prozent (2016) auf 14,0 Prozent (2017). „Die im vorigen Jahr noch befürchtete neue Leerstandswelle auf dem Land ist damit ausgeblieben“, resümiert Rainer Seifert.
Damit das so bleibt, sind weitere Anstrengungen in die richtige Richtung notwendig: „Es hat sich gezeigt, dass Neubau und ansprechende Sanierungen auch in den ländlichen Regionen den Effekt haben, Bestandsmieter zu halten und neue dazuzugewinnen.“ Diesen Weg hatte der vdw Sachsen schon im Vorjahr angeregt. Nun zeigt sich, dass diese Bemühungen fruchten. Weitere Schritte müssen nun folgen. So begrüßt der Verband zum Beispiel von der Idee her das aktuelle Förderprogramm des Freistaats für den seniorengerechten Umbau. Allerdings muss dieses dringend angepasst werden, damit es auch greift. „Es ist sicher gut gemeint und mit einer ordentlichen Summe ausgestattet“, erklärt Rainer Seifert. Doch die meisten Gebäude der Mitgliedsunternehmen, das seien nun einmal Bauten aus der DDR-Zeit, seien nur mit hohem Aufwand für diesen Zuschuss geeignet. „Da droht etwas zu verpuffen, was doch dringend gebraucht wird.“ Es wäre manchmal besser, sich von Maximallösungen zu verabschieden und stattdessen auf kleinere Schritte zu setzen. „Vor ‚barrierefrei‘ gibt es immer noch ‚barrierearm‘ – auch davon würden schon vielen Menschen – Wähler – profitieren.“
Darüber hinaus gilt es weiterhin, durch aktive Begleitung von Zuwanderung, dem demographisch geschuldeten Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken. Auch hier geht der vdw Sachsen mit seiner seit fast zwei Jahren existierenden „Leitstelle Zuwanderung“ voran. Für sächsische kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gibt es so eine zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um Zuwanderung und Integration. Die Leitstelle Zuwanderung des vdw Sachsen hilft mit ihren beiden extra dafür beim Verband angestellten Mitarbeitern kostenfrei bei der nachhaltigen Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund. Die Leitstelle Zuwanderung ist ein Projekt des vdw Sachsen im IQ Netzwerk Sachsen und damit Teil des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“.
Rückbau in Größenordnungen der Nachwendezeit, wo ganze Wohngebiete und Blockzeilen obsolet wurden, ist nicht mehr vorgesehen. Das bedeutet aber nicht, dass Abrisse und vor allem Teilabrisse in ausgewählten Bereichen und Objekten nicht trotzdem noch sinnvoll sind und von den Unternehmen vorgenommen werden. Auch dafür muss es nach Ansicht des vdw Sachsen eine Förderung geben. Hintergrund ist, dass ein Teilabriss, aus der Einzelansicht des individuellen Unternehmens, nicht unbedingt wirtschaftlich ist. Die oberste und kaum noch vermietbare Etage eines Fünfgeschossers ohne Aufzug etwa einfach leer stehen zu lassen, als sie abzunehmen, kostet das Unternehmen weniger, zum Beispiel weil keine Medien verlegt/abgeklemmt werden müssen. Aber für das Stadtbild ist es besser, mehrheitlich bewohnte Gebäude zu haben als ganze leerstehende Hausabschnitte. Und auch, um Platz für den heutigen Anforderungen und Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechenden Wohnraum zu schaffen, kann ein Rückbau oder tief in das Gebäude greifenden Umbau zweckmäßig sein.
Einsatz für den Bau bezahlbarer Wohnungen in Sachsen darf nicht scheitern
EINSATZ FÜR DEN BAU BEZAHLBARER WOHNUNGEN IN SACHSEN DARF NICHT SCHEITERN
Sächsische Wohnungsunternehmen und vdw Sachsen gründen Plattform
Sachsen braucht dringend den Bau bezahlbarer Wohnungen, das weiß auch die Landesregierung. „Doch das seit knapp einem Jahr dazu existierende Förderprogramm ist momentan nicht praktikabel“, erklärt Rainer Seifert, Direktor des vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. „Nach unserer Kenntnis wurde bisher nicht eine einzige Wohnung mithilfe dieser Förderrichtlinie begonnen zu bauen, geschweige denn fertiggestellt.“ Bereits Ende 2019 müssten jedoch alle damit finanzierten Projekte sogar schlussabgerechnet sein. „Wer die Baubranche nur ein bisschen kennt, weiß, dass diese Vorgabe nicht umsetzbar und somit ein absolutes Ausschlusskriterium ist“, erläutert Rainer Seifert. Weitere Hemmnisse sind die Art der Mittelverteilung und -umsetzung, die bürokratischen Eintrittsvoraussetzungen, die kurze Dauer der Belegungsbindung, die alleinige Konzentration auf Dresden und Leipzig, die damit verbundene Gefahr der Segregation (Ghettoisierung) und die fehlenden Aussagen zur Behandlung der Mittel hinsichtlich EU-Beihilferecht und Umsatzsteuer. „Wenn hier nicht sehr schnell nachjustiert wird, dann ist das Förderprogramm in Sachsen komplett gescheitert“, mahnt Verbandsdirektor Rainer Seifert und bietet gleichzeitig konstruktive Hilfe an. „Wir haben zusammen mit unseren Mitgliedsunternehmen eine Plattform für den Bau bezahlbarer Wohnungen gegründet.“ Initiatoren sind neben dem vdw Sachsen die großen städtischen Wohnungsunternehmen LWB – Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH, GGG – Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. Chemnitz und die neu gegründete WiD Wohnen in Dresden GmbH & Co. KG. „Ziel der Plattform ist es, den dringend benötigen und auch von der Landesregierung gewünschten Bau von bezahlbaren Wohnungen in Sachsen voranzubringen“, berichtet Rainer Seifert. Profitieren von den neuen Wohnungen müssen auch diejenigen Menschen, die zwar keine Transferleistungen erhalten, aber weniger als der Durchschnitt verdienen. „Wir als Verband und unsere vor allem kommunalen Mitgliedsunternehmen können dabei für die praktische Umsetzung einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung leisten.“ Ausdrücklich zur Beteiligung an der Plattform eingeladen sind daher auch die Akteure aus den entscheidenden Landesministerien, den betroffenen Kommunen und dem Förderinstitut. Die Plattform soll noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen.
Pressemitteilung als PDF:
PM_vdwSachsen_Bau_Bezahlbarer_Wohnungen
So kann Sachsen wieder wachsen
So kann Sachsen wieder wachsen
Eine aktuelle Umfrage zeigt großes Potenzial für den Freistaat auf. Um das zu nutzen und die Kluft zwischen Stadt und Land nicht noch weiter zu verstärken, sind die richtigen Weichenstellungen nötig.
Zur Pressemitteilung:
PM_vdwSachsen_170912
Weitere Forderungen und Positionen:
Positionspapier Ausbildungsduldung mit vdw
Zwickau zeigt, wie es funktioniert
Zweite Leerstandswelle? Sachsen braucht weiterhin Rück- und Neubauprogramm
Gefahr der Ghettoisierung und gesellschaftlichen Spaltung
Impuls-Mobil bringt im Vogtland Geflüchtete in Betriebe und Wohnungen
Stabile günstige Mieten und Rekordinvestitionen
Die Wohnungswirtschaft in Sachsen zieht Bilanz und schaut voraus. Sie beweist ihren Wert als verlässlicher Partner für die Menschen und die Wirtschaft.
Die organisierte Wohnungswirtschaft bleibt ein Garant für stabile günstige Mieten und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Freistaat – das beweist die heute in Dresden vorgestellte Jahresstatistik zum 31.12.2016 des vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V.
So betrug die durchschnittliche Nettokaltmiete/Nutzungsgebühr aller im vdw Sachsen organisierten Unternehmen 2016 bei 4,88 Euro je Quadratmeter Wohnfläche und lag damit lediglich um 14 Cent bzw. rund 2,9 Prozent über dem Wert des Vorjahres (2015: 4,74 Euro/m²). „Damit befinden wir uns sowohl beim Mietpreis als auch bei dessen Anstieg weit entfernt von den Horrorszenarien, die bei diesem Thema häufig in die Öffentlichkeit getragen werden“, erklärt Rainer Seifert, Verbandsdirektor des vdw Sachsen.
Diese Aussage trifft auch auf die Metropolen Sachsens (Dresden, Leipzig, Chemnitz) zu, in denen die Verbandsunternehmen mit durchschnittlich 5,17 Euro/m² ebenfalls bezahlbare Mieten bieten. Der Verbandsdirektor weist zusätzlich darauf hin, dass dieser Durchschnittswert auch Modernisierung, Neubau und Neuvermietungen innerhalb des Wohnungsbestandes beinhaltet. Diese Faktoren wirken eher mieterhöhend. „Damit ist eindrucksvoll bewiesen, dass die Debatte um zu hohen Mieten in Sachsen eher eine künstliche und an wenigen Einzelfällen aufgemachte ist und nicht die breite Realität widerspiegelt.“
Welchen Wert die Mitglieder des vdw Sachsen für die sächsische Wirtschaft haben, zeigen auch ihre Investitionen in Neubau, Instandhaltung und Modernisierung.
Über 331 Millionen Euro wurden 2016 für diese wichtigen Maßnahmen insgesamt ausgegeben. „Davon profitierten nicht nur die Mieter und die Kommunen, sondern auch die meist in Sachsen beheimateten Auftragnehmer“, erläutert Rainer Seifert. In 2017 planen die Unternehmen des Verbandes mit knapp 410 Millionen Euro sogar noch höhere Investitionen. „Das ist das höchste Niveau seit 15 Jahren“, berichtet der Verbandsdirektor. Sollten die aktuell vom Freistaat angestrebten Projekte im sozialen Wohnungsbau realisiert werden, würden sich die Investitionen sogar auf eine Summe von weit über 600 Millionen Euro beziffern. Einen solchen Umfang hätte es seit der Wiedervereinigung in Sachsen noch nicht gegeben und wäre somit ein historisches Novum.
Kaum Veränderungen gab es beim Leerstand. Insgesamt standen bei den berichtenden Mitgliedsunternehmen Ende 2016 rund 29.000 Wohnungen leer. Das ist eine Quote von 9,9 Prozent. Sie sank damit gegenüber 2015 um etwa ein halbes Prozent (2015: 31.000 Wohnungen bzw. 10,4 Prozent). Der Rückbau hat auf diese Zahlen kaum noch Einfluss. Rund 640 Wohnungen wurden auf diese Weise in 2016 vom Markt genommen. Im aktuellen Jahr ist der Rückbau von weiteren etwa 600 Wohnungen geplant.
„Der relativ stabile und niedrige Leerstand darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es hier eine große Kluft zwischen den Metropolregionen und den ländlichen Gebieten ins Sachsen gibt“, mahnt Rainer Seifert an. Diese Tatsache nimmt er zum Anlass, um Forderungen gegenüber der Politik zu formulieren: „Wir müssen Zuwanderung auf dem Land aktiv begleiten, um den Auswirkungen der demografischen Entwicklung und des aktuellen Schwarmverhaltens der Menschen entgegenzuwirken.“
Der vdw Sachsen sieht hier viele Möglichkeiten des Engagements. „So brauchen wir zum Beispiel Neubau für hochwertige Wohnungen auch auf dem Land“, erklärt der Verbandsdirektor. „Die Ansprüche an das eigene Heim sind überall gestiegen, nicht nur in den Metropolregionen.“ Wenn es nur in den Großstädten Neubau gibt, verstärkt sich damit der Wegzug. Leerstehende Wohnungen lassen sich häufig nicht einfach an die gewachsenen Erwartungen anpassen. Da ist Neubau oft die bessere Alternative.
Grundsätzlich setzt sich der vdw Sachsen dafür ein, den Wohnraum nachhaltig und generationenübergreifend anzupassen und diesen Einsatz zu fördern. Das kann zum einen durch investive Maßnahmen (z.B. barriereduzierende Investitionen sowie Aufbau einer Infrastruktur für Assistenzsysteme) und zum anderen durch soziale und organisatorische Maßnahmen (Sozialarbeiter oder Quartiersbetreuer) gelingen. Um solche Vorhaben umzusetzen, soll es für die Regionen mit Mietermärkten (viele freie Wohnungen und wenige Mietinteressenten, also vor allem im ländlichen Raum) Zuschüsse geben und in Anbietermärkten (wenige freie Wohnungen und viele Mietinteressenten, also vor allem in den Metropolen) zinslose Darlehen gewährt werden.
„Darüber hinaus müssen wir dringend darauf achten, den Fokus nicht ausschließlich auf Wohnungen für Ältere und/oder Menschen mit keinem eigenen Einkommen zu richten“, erläutert Rainer Seifert. Junge Familien freuen sich ebenfalls über barrierearme oder sogar barrierefreie Ausstattung. Wer kein großes Einkommen hat, muss sich trotzdem eine attraktive Wohnung leisten können bzw. sie überhaupt geboten bekommen. „Diese Forderung gilt überall, also sowohl in den Metropolregionen als auch auf dem Land“, berichtet der Verbandsdirektor.
Wie es geht, das zeigen die beim vdw Sachsen organisierten Unternehmen in herausragender Weise. Exemplarisch seien da nur Projekte in Meißen, Torgau und Raschau genannt.
- In Torgau wurde von der Torgauer Wohnstätten GmbH im vergangenen Jahr eine ehemalige Kaserne so umgebaut, dass sie nun sowohl von älteren wie auch jüngeren Menschen bewohnt wird. Damit wurde auch das Stadtbild aufgewertet und ein, über viele Jahre leerstehendes, Objekt einem nützlichen Zweck zugeführt.
- In Meißen wurden von der Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft (SEEG) Meißen mehrere Plattenbauten mit großen Aufwand um- und neugestaltet, so dass hier nun ein „Servicewohnen“ möglich ist. Hier ist nicht nur selbstverständlich, dass es wenige oder gar keine Barrieren gibt, sondern eine im Objekt befindliche soziale Stiftung bietet umfangreiche Dienstleistungen für die Bewohner an.
- Im Erzgebirge hat sich die Wohnungsgesellschaft Raschau mbH an ein ambitioniertes Projekt gewagt und ein Wohnhaus nicht nur leichter zugänglich gemacht, sondern mit modernster Technik ausgestattet. Mit den verschiedensten Assistenzsystemen können nun zum Beispiel ganz automatisch Licht und Heizung gemäß den eigenen individuellen Vorlieben angepasst und gesteuert werden.
Projekte dieser Art könnten noch viele mehr aufgezählt werden. Sie zeigen alle, wie ernst die Mitgliedsunternehmen des vdw Sachsen ihre Verantwortung nehmen.
Das gilt auch für den Verband selbst. 2016 wurde beim vdw Sachsen die Leitstelle Zuwanderung installiert. Für sächsische kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gibt es nun eine zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um Zuwanderung und Integration. Die Leitstelle Zuwanderung des vdw Sachsen hilft mit ihren beiden extra dafür beim Verband angestellten Mitarbeitern kostenfrei bei der nachhaltigen Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund. Die Leitstelle Zuwanderung ist ein Projekt des vdw Sachsen im IQ Netzwerk Sachsen und damit Teil des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“.
Pressemitteilung als PDF zum Download: PM_Jahresstatistik_vdwSachsen
„Die Menschen werden das auf Dauer nicht hinnehmen“
Die Lage an Mitteldeutschlands Wohnungsmärkten verschärft sich. Die Politik verschlechtert fast täglich Rahmenbedingungen für eine sinnvolle Wohnraumver-sorgung in Mitteldeutschland. Zum 15. Mitteldeutschen Immobilienkongress (MIK) veröffentlichten deshalb am 1. Februar 2017 fünf Immobilienverbände einen Aufruf an die Politik: „Regulierungswut und die Konzentration der Politik auf eine fragwürdige soziale Wohnraumförderung nehmen faktisch breiten Bevölkerungs-gruppen die Chance auf bezahlbaren Wohnraum. Die Menschen werden das auf Dauer nicht verstehen und mit Politikverdruss reagieren – eine Gefahr für die Demokratie“, warnen die Verbände.
Ein Hauptkritikpunkt stellt für sie die zunehmende und kostentreibende Regulierung – von Brandschutzthemen bis zu energetischen Maßnahmen – dar. Hinzu kommt die völlige Überforderung der Verwaltungen in den Wachstumsstädten. Im Ergebnis steigen die Kosten des Wohnens und damit die Mieten. Gleichzeitig werden Lippenbekenntnisse für preiswertes Wohnen abgegeben und die Immobilienbranche der Preistreiberei beschuldigt. Nur: am Ende fehlt Wohnraum, um Nachfrage zu befriedigen.
Symbolpolitik wird ebenso mit der Förderung des sozialen Wohnungsneubaus betrieben. Was gut klingt, stellt sich bei genauem Hinsehen als nicht bedarfsgerecht heraus. Die tatsächliche Notwendigkeit kann nicht stichhaltig unterlegt werden. Förderkonditionen – hauptsächlich mangelnde Wirtschaftlichkeit nach Auslauf der Belegungsbindung, bürokratischer Aufwand und die Bedingungen für die Förderung – schrecken selbst die wenigen Interessenten ab. Die Bevorzugung der Städte ließe das Land weiter ausbluten.
Statt normalen, kostengünstigen Neubau mit allen Mitteln zu unterstützen, werden unwirksame Programme und leere Versprechen an die Wähler in die Welt gesetzt. Die Normalverdiener sind die Verlierer dieser Entwicklung. Sie werden Rechenschaft von der Politik fordern.
Politik der Vorwende-Zeit
„Die Endstation politischen Wirkens ist immer die Wohnung. Dieser Zusammenhang scheint der Politik abhandengekommen. Es wird mehr und preiswerter Wohnraum gefordert. Aber ob Wärmedämmung, Brandschutzauflagen oder Baugenehmigungen – Wohnen wird verteuert, Neubau verzögert oder Investieren unrentabel gemacht. Es entsteht der Eindruck, dass Politik Wege einschlägt, die sie vor der Wende schon einmal ging – nicht bewusst, sondern weil den politisch Verantwortlichen die entsprechenden Erfahrungen fehlen. Davor warnen wir: ´Ruinen schaffen ohne Waffen‘ auch in Bezug auf die neue Wohnungsgemeinnützigkeit – das gab es bereits einmal“, resümiert Dr. Axel Viehweger, Vorstand des VSWG Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e.V.
Zu lange Mietpreisbindung
Rainer Seifert, Direktor des vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. präzisiert: „Viele unserer Mitglieder können soziale Wohnungsbauförderung nicht nutzen, da sie mit einer zu langen Mietpreisbindung verbunden ist und sich ausschließlich auf den Neubau beschränkt.. Selbst nach Ablauf von zehn bis 15 Jahren brauchen unsere Unternehmen nach geltendem Mietrecht noch einmal so lange, bis sie mit ihren Wohnungen auf das regionale Durchschnittsmietniveau kommen können. Dieses Risiko kann kein langfristig agierendes Unternehmen eingehen.“
Fördermittelanträge an der falschen Stelle
Selbst wenn Unternehmen sich für die Zuschüsse entscheiden, stehen sie vor dem Problem, dass Förderanträge nicht oder zu spät bewilligt werden. Frank Müller, Vorstandsvorsitzender des BFW Mitteldeutschland, fragt dazu: „Warum werden Fördermittelanträge über die Kommunen und nicht direkt über die Sächsische Aufbaubank vergeben? Besteht da nicht ein viel zu hohes Risiko, dass die Kommunen ihre eigenen Unternehmen begünstigen?“
Gefährlicher Sog in die Großstädte
Ein weiterer Kritikpunkt gilt der Tatsache, dass soziale Wohnraumförderung den Sog in die Städte befördert. Gerade für Thüringen mit seinen zahlreichen kleineren und mittleren Kommunen wird es perspektivisch problematisch werden, wenn der Zustrom nach Erfurt und Jena durch Förderung noch weiter forciert wird. Gebraucht wird eine Förderung der ländlichen Regionen, der Klein- und Mittelstädte flankiert von einer gut funktionierenden Infrastruktur. Ähnliches gilt für Sachsen-Anhalt und Sachsen. Aber auch in sächsischen Kommunen zeigt sich Ähnliches: „In Dresden bauen wir Mietwohnungen mit Fördermitteln, im Umland reißen wir sie ab – meist ebenfalls mit Fördermitteln“, bemängelt Rainer Seifert, Direktor des vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. „Notwendig ist daher ein paralleles Förderprogramm für die Sanierung von Bestandsbauten in Regionen außerhalb der Metropolen.“ Dem Verband geht es hier vor allem um sächsische Kommunen wie Zittau oder Regionen wie das Plauener Umland, deren Einwohnerzahlen in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen sind und die an Anziehungskraft verlieren. In diesen Städten müssen ebenfalls attraktive Wohnbedingungen unterstützt und ausgebaut werden.
Hier leben tausende Menschen, die nicht alle in die Großstadt ziehen können. Warum kommt beispielsweise der Breitbandausbau als entscheidender Punkt für den Verbleib in der Heimat hier nicht voran? Axel Viehweger vom VSWG ergänzt dazu: „In Sachsen liegen beispielsweise 20 Mio. Euro für den Breitbandausbau in ländlichen Regionen bereit und werden nicht abgerufen. Wir haben angeboten, dass wir Kommunen bei der Antragstellung helfen. Dies wurde abgelehnt. Allmählich glauben wir, dass die Ausdünnung des ländlichen Raumes gewollt ist.“
Breite Schichten werden ausgeschlossen
Die Folge dieses politischen Handelns zeigt sich schon jetzt: Es fehlen zunehmend Angebote für die Mittelschicht. Gefördert wird verstärkt Wohnungsbau für Menschen mit Berechtigungsschein oder Hartz-IV-Bezug. „Für mich ist sozial, wenn Politik und Gesellschaft breite Schichten plus Arbeitslose im Fokus haben. Wenn die breite Masse weiterhin von der Wohnungspolitik ausgeschlossen wird, führt das zu Politik- und damit Demokratieverdrossenheit – eine gefährliche Mischung“, bemängelt Karl-Heinz Weiss, Regionalvorsitzender IVD Mitte-Ost e.V.
15 Prozent Mehrkosten durch zweiten Rettungsweg!
Frank Müller, Vorstandsvorsitzender des BFW Mitteldeutschland, betont: „Wir müssen zwingend die Regulierungswut in Deutschland stoppen. Je mehr wir regulieren, umso mehr werden die Menschen entmündigt. Eigeninitiative wird zunehmend unattraktiv. Das wirkt sich negativ auf den Wohnungsbau aus“. Als jüngstes Beispiel nennt er die Einführung des zweiten Rettungsweges in Neubauten. Aktuell wird der Rettungsweg über den öffentlichen Raum nicht mehr genehmigt. Verlangt wird ein 2. Rettungsweg auf dem Grundstück des Investors. Er sorgt für 15 Prozent Mehrkosten – bei zweifelhaftem Mehrnutzen.
Behindert fühlen sich die Unternehmen ebenfalls bei dem zunehmenden Trend der Kommunen, B-Pläne so zu gestalten, dass sie bereits nach wenigen Jahren überlebt sind, weil sich die Bedarfslage verändert hat. Zudem neigen Kommunen dazu, B-Pläne zu errichten, statt nach Paragraph 34 Baurecht zu erteilen. Dabei bleiben Markterfordernisse oft nicht berücksichtigt.
Der Mitteldeutsche Immobilien Kongress ist die Jahresauftaktveranstaltung der Immobilienbranche aus drei Bundesländern. Er gilt als wichtiger Hinweis auf die Stimmungslage der Wohnungsunternehmen für die drei Bundesländer. Knapp 300 Teilnehmer aus allen drei Bundesländern diskutierten anderthalb Tage in Leipzig zu den wichtigsten Themen des Jahres 2017.
Kommunale Wohnungswirtschaft begrüßt Pläne für Förderung sozialen Wohnungsbaus in Sachsen - fordert aber Bildung von Metropolregionen
Der vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen e.V. begrüßt die Pläne für eine Unterstützung des sozialen Wohnungsbaus in Sachsen. „Diese Förderung darf aber nicht an den Grenzen der beiden großen Städte Leipzig und Dresden enden“, erklärt dazu Rainer Seifert, Direktor des vdw Sachsen. „Bereits in der Phase der Anhörung zu der angedachten Richtlinie haben wir darauf hingewiesen, besser Metropolregionen zu bilden.“ Diese sollten nicht nur das Umfeld von Leipzig und Dresden umfassen, sondern auch das von Chemnitz. Damit solle verhindert werden, dass die Anziehungskraft der beiden größten sächsischen Städte und damit die Abwanderung aus anderen Gebieten noch vergrößert wird. „Die Förderung darf nicht dazu führen, dass in Dresden und Leipzig für sozial schwächere Mieter günstigere Wohnbedingungen existieren, als im Umland“, führt Verbandsdirektor Rainer Seifert weiter aus. Das wäre eine Marktverzerrung und würde die in jüngster Zeit viel diskutierten Schwarmeffekte nur noch verstärken. „Die Förderung muss daher auf die Regionen um die drei größten sächsischen Städte ausgeweitet werden und die Kriterien für den Erhalt von Zuschüssen müssen entsprechend angepasst werden“, erläutert Rainer Seifert.